7220: Kalktuff-Quellen (Cratoneurion)

Kalktuff-Quellen, wissenschaftlich: Cratoneurion, gehören zu den vergleichsweise seltenen Lebensraumtypen. Sie sind besonders in kalkhaltigen Bereichen der Mittelgebirge und im Alpenvorland vorhanden. Besonders gute Ausprägungen finden sich im Alpenvorland, im Bereich der Schwäbischen und Fränkischen Alb sowie den Mainfränkischen Platten.

Voraussetzung für die typische Ausprägung eines zumeist kleinflächigen Areals ist Grundwasser, das stark mit Kalk angereichert ist. Tritt es als Quelle aus, oft an einem Hang, so lagert sich der Kalk in Form von Kristallen ab. Solcher abgelagerte Süßwasserkalk wird als Kalktuff bezeichnet. Er ist porös und daher insbesondere gegen Trittschäden zu schützen.

Im Laufe vieler Jahre können die Quelle und ihre Umgebung durch die Kalklagerungen „in die Höhe wachsen“ oder andere ungewöhnliche Formen annehmen. Die Kalkausfällung wird dabei durch Moose begünstigt, an deren Oberfläche der Kalk haften bleibt. Außerdem verändern die Moose das chemische Gleichgewicht des austretenden Wassers – das begünstigt die Kalkausfällung.

Ein sehr spezieller Lebensraum für wenige Arten

Kalktuff-Quellen beherbergen eine sehr spezielle, artenarme Flora und Fauna. Zu den vorkommenden Moosen zählen Starknervmoose (Cratoneuron commutatum und Cratoneuron filicinum) sowie das Schönastmoos (Eucladium verticillatum). Typische Pflanzenarten sind bspw. Gemeines Fettkraut (Pinguicula vulgaris), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Bach-Sternmiere (Stellaria uliginosa) und Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium). Zu den tierischen Bewohnern von Kalktuff-Quellen gehören verschiedene Wasserinsekten, darunter Eintags-, Stein- und Köcherfliegen. Allerdings ist der Forschungsstand dazu noch gering.

Starke Gefährdung

Wie schon erwähnt: Trittbelastungen durch Menschen oder Tiere können Kalktuff-Quellen stark schädigen. Auch die Idee, Quellen „einzufassen“, zerstört den empfindsamen Lebensraum. Sämtliche Beeinträchtigung des Wasserhaushaltes, etwa Grundwasserabsenkung und Wasserentnahmen, sowie alle Arten von Stoffeinträgen, ganz besonders Nährstoffe und Pestizide aus der Landwirtschaft, müssen verhindert werden.

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